Sind die Deutschen wirklich "Bibelmuffel"? Diese Behauptung stellte das evangelische Nachrichtenmagazin idea Spectrum in seiner Ausgabe vom 15. Mai 2019 auf. Bei einer Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA Consulere (Erfurt) im Auftrag von idea hatten mehr als zwei Drittel aller Befragten (70 %) angegeben, nie in der Bibel zu lesen.
Spannend war allerdings folgendes Auswertungsergebnis: 15 % der 18- bis 29-Jährigen widmen sich eigenen Angaben zufolge täglich oder mehrmals wöchtentlich der Bibellektüre. Bei den 30- bis 39-Jährigen beträgt dieser Anteil 10 %, bei den 40- bis 49-Jährigen 4 %, bei den 50- bis 50-Jährigen 2 % und bei den ab 60-Jährigen 4 %.
"Sie werden lachen: die Bibel." So beantwortete der Schriftsteller Berthold Brecht einmal die Frage nach seiner Lieblingslektüre. Brecht, dem man nicht gerade unterstellen würde, bekennender Christ zu sein, befindet sich damit bis heute in zahlreicher Gesellschaft. Menschen, die glauben, und auch Menschen die zweifeln. Menschen, die sich als Christen verstehen, aber auch überzeugte Atheisten - sie beschäftigen sich ihr Leben lang mit diesem Buch, in dem sich Spannendes und Abgründiges finden lässt, Tröstendes und Mutmachendes, Korrektur und Orientierung, Hoffnung und ein Blick hinter die Kulissen unserer Welt und unseres Kosmos.
Viele sind der Überzeugung, dass Gott durch dieses Buch und seine Worte bis heute zu uns Menschen spricht. Andere reiben sich an diesem Buch, können aber nicht leugnen, dass vieles von dem, was wir bis heute schätzen und so selbstverständlich in Anspruch nehmen, hier seine Wurzeln hat. Gleichzeitig nimmt in unserem Land - in krassem Gegensatz übrigens zu anderen Teilen der Welt - die Kenntnis der Bibel und ihrer Geschichte rapide ab.
Wir wollen in unserer Kirchengemeinde in Zukunft die Bibel verstärkt ins Gespräch bringen. Darum wagen wir in diesem Sommer ein Experiment:
die lange Nacht der Bibel
Was erwartet die Besucher?
Ab 19.45 Uhr wird der Posaunenchor Schönbrunn den Abend mit einigen Stücken eröffnen. Ein Team von Leserinnen und Lesern wird dann ab 20.00 Uhr jeweils die ersten Kapitel der biblischen Bücher zu Gehör bringen. Aus den 66 biblischen Bücherndes lutherischen Kanons (ohne die "Apokryphen") werden wir dabei eine Auswahl treffen, sodass etwa die Hälfte vertreten sein wird. Weil wir dem biblischen Wort selbst einen Klangraum eröffnen wollen, wird es keine größeren Umrahmungen oder Hinführungen zu diesen Lesungen geben: die biblischen Texte sollen bewusst für sich selbst sprechen.
Für die Besucherinnen und Besucher dieses Abends wird dafür in den Kirchenbänken ein Leitfaden mit einer Auflistung der Texte und einem knappen Wegweiser durch die Bibel aufliegen. Unterbrochen werden die Lesungsteile durch musikalische Zäsuren.
Das Grundprinzip dieser "Langen Nacht der Bibel" lautet: Man kann kommen und gehen, wenn man will.
Ob ein Besucher nur fünf Minuten verweilt, um sich kurz einzuhören, ob er sich eine Stunde Zeit nimmt, ob er sich zwischendurch für eine Auszeit entscheidet, oder sich das komplette Programm gönnt oder nur für den Schlussteil einklinkt. Jede und jeder ist herzlich willkommen und eingeladen, so lange zu bleiben, wie er möchte. (Das Gemeindehaus wird während der Veranstaltung durchgehend geöffnet sein, dort stehen auch Getränke bereit.)
Das Ende der "Langen Nacht der Bibel" ist bis spätestens für 24.00 Uhr geplant.
Wir freuen uns, wenn an diesem Abend ganz unterschiedliche Menschen den Weg in unsere Kirche und in den Klangraum der biblischen Worte finden: Gemeindeglieder und Auswärtige, evangelische, katholische und andere Christen, Glaubende und Skeptiker, Junge und Alte... Kommen Sie - und bringen Sie vielleicht auch noch jemanden mit. Ganz bewusst haben wir uns für einen der längeren Abende des Jahres entschieden, so dass wir im Verlauf der Veranstaltung auch bewusst den Übergang vom Licht des Tages über die Dämmerung ins Dunkel der Nacht erleben können.
Falls Sie Lust haben auch ein Kapitel zu lesen, wenden Sie sich bitte an das Pfarramt